Was gefällt mir an Sardinien?

 

Eigentlich alles!

 

Die Natur finde ich hier atemberaubend. Es gibt hier Strände da meint man man wäre in der Südsee. Selber lebe ich inmitten eines kleinen sardischen Bergdorfs. Ich gehe hier ein Weile und dann habe ich einen Ausblick, der einfach nur wunderschön ist, es erstreckt sich eine Weite, verbunden mit einer Stille, die grad mal von den Glocken der Schafe durchbrochen wird, die man schlecht in Worte fassen kann. Ich gehe vorbei an Wiesen, die nach Kamille riechen, das habe ich in Deutschland so in der Intensität nie wahrgenommen.

 

Sardinien ist aber noch viel mehr wie nur Natur pur. Die Menschen, von denen es hier nur wenige gibt (auch das macht den Reiz der Insel aus), sind sehr gastfreundlich und immer hilfsbereit, man fühlt sich hier direkt zuhause. Nicht einen Tag hatte ich bisher das Gefühl, dass ich nicht dazu gehören würde, im Gegenteil.

 

Ich empfinde es auch immer so, man lebt hier noch geerdeter. Sardinien ist eine sehr traditionsbewusste Insel. Man feiert hier seine Traditionen und das schöne wirklich zusammen mit Jung und Alt. Auch das war für mich ungewöhnlich, aus Deutschland kenne ich es eher so, dass die Jungen mit den Jungen und die Alten mit den Alten feiern, aber eben nicht gemeinsam. Mein erstes Sommerfest direkt nach meiner Auswanderung werde ich nie vergessen. Stühle waren vor einer Bühne aufgestellt und es war schon 22 Uhr und da wurden Stühle zur Seite geschoben in die entstanden Lücke stellte man die Kinderwagen. Die Kids, die nicht mehr auf den Kinderwagen angewiesen waren, hüpften und sprangen durch die Reihen. Für die Älteren, für die vielleicht ein bequemerer Stuhl angebrachter wäre, wurden diese herbei geschafft. Menschen mit Behinderung, ohne Behinderung, jung, alt, Einheimische, Ausländer so wie ich, alle saßen wir zusammen. Zu Ostern werden wir hier in meinem Dorf alle zur kleinen Kapelle rauf laufen und dort oben dann, umgeben von dem Duft des wilden Lavendel und der Kamille, gemeinsam essen, was die Frauen aus dem Dorf hier noch ganz traditionell zubereitet haben. Die Hirten werden ihren selbstgemachten Käse mitbringen. Darf ich jetzt gar nicht länger drüber nachdenken, bekomme ich direkt Appetit ;).

 

Und das ist immer noch nicht alles, warum ich diese Insel so liebe. Auch archäologisch ist diese Insel unwahrscheinlich interessant, mystisch gerade zu. Domus di Janas, Gräber aus längst vergangenen Zeiten, die Nuraghen, die es sonst nirgendwo gibt. Heilige Brunnen, Kultstätten, die interessanten Funde, die man gemacht hat, die im Museum in der Hauptstadt Cagliari oder auch in den vielen kleinen Museen zu besichtigen sind.

 

Auch ihre Schriftsteller mag ich, allen vorweg Emilio Lusso, der im Nachbardorf Armungia geboren wurde. Es bereitet mir ein Schmunzeln, wenn er in seiner Geschichte „Il cinghiale del Diavolo“ (Das Wildschwein des Teufels) von dem Jäger Nicolò Ruba-Tegole (Nicolo, der Dachziegel-Klauer) und vom Hund Senza-Paura (ohne Angst) spricht. Greift er doch die typische Art auf, wie die Sarden ihre „favole“ Märchen erzählen auf. Aber es bereitet mir nicht nur ein Schmunzeln, sondern sogar eine Gänsehaut wie lebendig er von der Jagd des teuflischen Wildschweins erzählt, genau die gleiche Gänsehaut, die ich bekomme, wenn die Dorfältesten von den mystischen Erlebnissen ihrer Kindheit erzählen. Da ist die Rede von Gigantengräbern und unerklärlichen Phänomen und das dann am prasselnden Kaminfeuer, da schwanke ich dann immer zwischen glauben und nicht glauben können. Sie erzählen die Geschichten mit so leuchtenden Augen, dass ich mehr geneigt bin zu glauben, was dann besagte Gänsehaut verursacht. Überhaupt auch der Umgang mit den Alten ist hier so angenehm anders, hier gehören sie noch ganz selbstverständlich dazu.

 

Mir ist so als hätte ich noch was vergessen ;) Das ist jetzt fast eine Liebeserklärung geworden, obwohl das fast kann man auch streichen ;). Vom ersten Moment an habe ich mich verliebt in diese Insel und ich bin unwahrscheinlich froh, dass ich als Einwanderer und nicht als Tourist kam. Ich habe einen ganz anderen Einblick bekommen.