... von Limos und Zitronenfreien Zeiten :o)

zu diesem Thema folgendes gefunden: Bild der Frau, Nr. 28 vom Freitag, 5. Juli 2013 von Notker Wolf

 

Protzen und Prahlen macht nicht glücklich

 

Kann es sein, dass viele von uns einen kapitalen Fehler machen? Einem
großen und weit verbreiteten Irrtum aufsitzen? Und zwar, wenn es um das Glück
geht. Ums Lebensglück. Nämlich den, ein beneidenswertes Leben mit einem
glücklichen Leben zu verwechseln. Könnte es also sein, dass wir in Wirklichkeit
an ein beneidenswertes Leben denken, wenn wir uns ein glückliches Leben
wünschen?

 

Vielleicht ist das der größte Fehler, den man auf der Suche nach dem
Glück überhaupt machen kann. Denn „beneidenswert“ ist nicht dasselbe wie „glücklich“.
Im Gegenteil. Um beneidenswert zu wirken, muss man punkten, protzen, prahlen,
mit einer makellosen Karriere, einer makellosen Figur und makellosen Kindern,
muss also dick auftragen und zeigen, was man hat und erst einmal ordentlich
viel haben, was wiederum bedeutet: schuften, scheffeln, anschaffen.

 

Dann mag es irgendwann tatsächlich eintreten, dass man bei anderen
Eindruck schindet und beneidet wird und sich in den Blicken seiner Mitmenschen
sonnen kann – zwei Geländewagen vor der Tür machen neidischer als einer. Damit
wäre man am Ziel. Und gewöhnlich ist das Glück dabei auf der Strecke geblieben.

 

Denn um glücklich zu sein, braucht man das alles nicht. Neidische
Blicke sind zwar reizvoll, aber teuer erkauft. Ihr Preis? Dass ich Freunden und
Nachbarn immer dasselbe Schauspiel liefern muss. Dass ich immer dieselbe Fassade
des Glücks aufrechterhalten muss, egal wie düster es dahinter aussieht. Wahres
Glück aber ist: nichts vorspielen müssen. Nichts beweisen müssen. Nicht ständig
bella figura machen müssen. Wahres Glück ist Freiheit, ist die innere
Unabhängigkeit vom Urteil des Publikums, ist der Luxus, sich selbst und allen
anderen gegenüber ehrlich sein zu dürfen.

 

Und im Übrigen: Der Glückliche kennt keinen Neid. Bei dem verfängt das
Theater mit dem beneidenswerten Leben nicht, und wenn sich die Schauspieler
noch so ins Zeug legen. Der Glückliche lächelt bloß darüber, denn er weiß: Das
beneidenswerte Leben führt man immer nur für andere. Das glückliche Leben aber
führt man für sich selbst.

 

Gott segne Sie.

 

(Altprimas Notker Wolf (73) ist im Allgäu geboren. 1961 trat er in das Kloster St. Ottilien ein, 1968 wurde er zum Priester geweiht. Heute ist Wolf oberster Mönch der Benediktiner mit Amtssitz in Rom, Buchautor (neu erschienen: „Jesus – Ein Leben“, Gütersloher Verlag, 19,99 €) und Musiker in einer Rockband.



Erhöht sich unser eigenes Glücksgefühl, wenn wir unsere Nächstenliebe erhöhen?

Ein Experiment: http://glueck-durch-naechstenliebe.jimdo.com/